Im September 1895 hatten in Wien sozialistisch gesinnte Arbeiter und Bürgerliche die erste Gruppe des „Touristenvereins die Naturfreunde“ gegründet. Diese Gesinnung teilten die 27 Frankenthaler Männer, die sich am 11. August 1911 im Gasthaus „Zum Storchen“ trafen, um auch in Frankenthal eine Ortsgruppe der Naturfreunde zu gründen. Man wollte an den Sonntagen mit Wanderungen und in der knappen Freizeit mit gemeinsamem Musizieren und Lesen ein bisschen Erholung suchen. Während des 1. Weltkrieges traf den Verein der Verlust von 8 engagierten Mitgliedern sehr. Auf der Suche nach einem Vereinshaus wurden die Naturfreunde in Hertlingshausen fündig. Da die Frankenthaler die 15:000 Mark nicht alleine stemmen konnten, schloss man sich mit den Naturfreunden aus Oggersheim, Speyer, Neustadt und Hassloch zusammen. Mit zäher Ausdauer wurde in vier Jahren Eigenleistung das Haus umgebaut, um Kochgelegenheit und Übernachtungsmöglichkeiten zu schaffen. Pfingsten 1924 konnte der „Rahnenhof“ eingeweiht werden. Die Ortsgruppe zählte 278 Mitglieder. Die Fachgruppe „Natur und Heimat“ gründete sich. Neben der Esperanto-Sprachgruppe entstand die Wassersportgruppe. Der Verein pachtete ein Gebäude am Frankenthaler Kanal, das als Bootshaus umgebaut wurde.In den Jahren bis Anfang 1933 wurden in der Umgebung des Rahnenhofs regelmäßig Kinderwanderungen für Frankenthaler Familien angeboten , zu denen man mit der Eisenbahn von Bahnhof Frankenthal bis Altleiningen fuhr. Am 14.03. 1933 abends um 6 Uhr wurde das Wassersportheim – Vereinshaus der Frankenthaler Naturfreunde geschlossen und der Verein Naturfreunde wurde von den Nationalsozialisten aufgelöst. Vereinsmitglieder wurden in „Schutzhaft“ genommen.
1945 musste wieder ein Anfang gefunden werden. Der Rahnenhof war von der französischen Militärregierung beschlagnahmt. Am 20.10.1946 wurde der Verein wieder gegründet mit 78 Mitgliedern. Der damalige Vorsitzende, Georg Lindner, gab nicht auf, bei der französischen Militärregierung wegen der Rückgabe des Rahnenhofs vorzusprechen und er hatte Erfolg. Ende 1948 konnten die Naturfreunde Frankenthal wieder beginnen, sich das inzwischen verwahrloste Haus wieder als Vereinshaus aufzubauen. Nach einstweiliger Rückerstattung konnte an Pfingsten 1950 das Haus der Öffentlichkeit wieder zur Verfügung gestellt werden. Offiziell kam das Haus aber erst 1953 in den Besitz der Frankenthaler und der 4 weiteren Teilhaber-Ortsgruppen zurück. Im Lauf der 1950er Jahre bildeten sich neben der Motorwander- und Kindergruppe auch eine Kultur- und eine Frauengruppe. Das Mandolinenorchester lebte wieder auf.
1958 wurden die am Rahnenhof beteiligten Ortsvereine ausbezahlt und nun war die OrtsgruppeFrankenthal alleinige Besitzerin des Rahnenhofs. Dieser wurde zu einem für damalige Verhältnisse modernen Erholungsheim umgebaut.
Die Stadtverwaltung Frankenthal stellte den Naturfreunden als Ausgleich für das verlorengegangene Bootshaus am Kanal ein Grundstück im Erbbaurecht zur Verfügung, Mit Mitteln aus Wiedergutmachung, Zuschüssen vom Land Rheinland-Pfalz und der Stadt Frankenthal konnte im Ziegelhofweg das lang erträumte, vereinseigene Stadtheim errichtet werden.
In den langen Jahren entstanden verschiedene Gruppierungen. Eine feste Größe sind die Musikgruppen. Orchester, Gitarre und Singen. Durch Peter Becker, der lange Jahre Vorsitzender der Ortsgruppe Frankenthal war, wurden viele Menschen an ein Instrument herangeführt. Der für Mitglieder kostenlose Gitarren- und Mandolinenunterricht konnte nur durch Peters unermüdliches Wirken durchgeführt werden.
2011 feierten die NaturFreunde Frankenthal 100 jähriges Bestehen. 2021sind es 110 Jahre.
Es gibt viele Angebote der Gruppen, Veranstaltungen und Reisen. Das konnte und kann weiter nur gelingen, wenn sich Menschen für Menschen und die NaturFreunde-Idee engagieren und sich im Verein einbringen. Jede/r nach den eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten.
Und: wie schön, dass die NaturFreunde Frankenthal ein Teil der internationalen Naturfreundebewegung sind.
Berg Frei
Inge